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Modellprojekt ist gestartet

TUMCS | PM | 11.02.2021

Zwei Professuren am TUM Campus Straubing haben gemeinsam mit dem Netzwerk C.A.R.M.E.N. e.V. und regionalen Holzbauunternehmen drei besondere Wohnkonzepte erarbeitet: Diese müssen gleichzeitig den Wünschen von „Jungen Familien“ und den Wohnbedürfnissen beim „Eintritt ins Rentenalter“ genügen.

Ungedeckter Dachstuhl auf der Baustelle

Flexible Wohnkonzepte aus natürlichen Baumaterialien (Foto: Pixabay)

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Wohnraum mit dem Eintritt ins Rentenalter vergleichbaren Anforderungen genügen muss wie Wohnraum, der von jungen Familien genutzt wird. Wohnraum soll unter anderem über ein gesundes Raumklima verfügen, finanzierbar, komfortabel oder erweiterbar sein. Hinter diesen Kriterien stehen die drei Nachhaltigkeitsaspekte Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit. Das Forschungsprojekt geht in den kommenden drei Jahren der Frage nach, wie diese Punkte in konkrete Wohnraumkonzepte integriert werden können.

Die praxisorientierte Forschungsarbeit wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf von Prof. Dr. Klaus Menrad fungiert als Verbundkoordinator. Zusammen mit der Professur Circular Economy von Prof. Dr. Magnus Fröhling bringen die beiden Professuren am Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM) fachlich-theoretisches Wissen ein, die erfahrenen Holzbaubetriebe Gruber Holzhaus GmbH, Haas Fertigbau GmbH und Holzbau Köck liefern Knowhow in den Bereichen Planung und Umsetzung. C.A.R.M.E.N. e.V. ist der Mittler zwischen Theorie und Praxis und vermarktet die Projektergebnisse.

Eine Schnittmenge identifizieren

Zu Beginn der dreijährigen Projektlaufzeit erfragen die Forscher von potenziellen Nutzergruppen wie jungen Familien konkrete Ausgestaltungswünsche und die Gewichtung der Entscheidungsparameter. „Es ist im Vorfeld wichtig zu wissen, auf welche Aspekte die Personen aus den verschiedenen Lebensphasen Wert legen. Nur so kann eine Schnittmenge identifiziert und in der Planung umgesetzt werden“, sagt Prof. Dr. Klaus Menrad vom Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am TUM Campus Straubing, der diesen Teil des Forschungsprojektes verantwortet.

Danach entwickeln die drei regionalen Holzbauunternehmen aus dieser Bedarfsermittlung mit Anforderungskatalog konkrete Wohnraumkonzepte. Dabei wird sich jede der beteiligten Firmen auf eine Nachhaltigkeitsdisziplin konzentrieren: eine ökologisch sowie ökonomisch optimierte Planung und ein Konzept, das beide Faktoren in ein gesellschaftlich akzeptierbares Gleichgewicht bringt. Die Professur Circular Economy am TUM Campus Straubing bewertet die Aspekte hinsichtlich der Nachhaltigkeit. „Besonders beim Hausbau werden viele Ressourcen benötigt – die gilt es effizient zu nutzen. Zudem ist es wichtig, über den gesamten Lebenszyklus vorteilhafte Entwürfe zu erarbeiten“, sagt Prof. Dr. Magnus Fröhling, Leiter der Professur.

Schadholz für den Bau verwenden

Ein wichtiger Aspekt, um die Wohnraumkonzepte zu realisieren, ist die Nutzung von Schadholz, das aufgrund von Borkenkäferplage und Stürmen aktuell reichlich vorhanden ist und – anders als der Begriff es suggeriert – nicht schadhaftem Holz qualitativ ebenbürtig ist. „Wir wollen wissen, was Verbraucherinnen und Verbraucher über dieses Holz denken, zu welchem Prozentsatz es vorbehaltlos verwendet werden kann, wie viel konkret davon in unseren Wohnraumkonzepten verbaut werden könnte und welchen Einfluss das auf die Nachhaltigkeitsbewertung hat“, erläutert Alexander Schulze, bei C.A.R.M.E.N. e.V. für die bioökonomischen Aspekte der Holzverwendung zuständig. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen bringt das Projekt so auch Nutzen für die gesamte Forst- und Holzbaubranche. Die Projektbeteiligten veröffentlichen die Forschungsergebnisse – von der Potentialanalyse bis zur Markteinführung – abschließend wissenschaftlich, aber auch praxisorientiert.